Orientierung Heft 2/2015: krank – Gesundheitssysteme an Grenzen

HeftcoverLiebe Leserin, lieber Leser,
wir leben in einem reichen und fortschrittlichen Land. Mit etwas Naivität geht man davon aus, dass auch im Gesundheitssystem alles gut geregelt ist. Bei genauerem Blick wird dann deutlich, dass das »nur eigentlich« stimmt (Stellmann, S. 1).

Es liegt im Argen im Gesundheitssystem

  • besonders wenn wir einen Blick auf die Versorgung von Menschen mit Behinderung werfen, die in Wohneinrichtungen leben. Die Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln ist oft nicht ausreichend (Schmidt-Ohlemann, S. 29).
  • wenn man die vielen Beispiele in dieser Orientierung liest, was sich Menschen mit Behinderung und Unterstützungsbedarf alles gefallen lassen müssen, bis sie das richtige Hilfs- oder Heilmittel erhalten (Geiger, S. 4; Nitsche-Frank, S. 9 und S. 20).
  • wenn man sich klar macht, dass Menschen in der Eingliederungshilfe, so sie auf Pflege angewiesen sind, diese für pauschal 256 Euro im Monat erhalten sollen (Seidel, S. 13).
  • wenn man berechnet, wie viel Menschen mit Behinderung von ihrem Werkstattlohn aufwenden müssen als Zuzahlung für Gesundheitsversorgung (Graf-Fischer, S. 10).
  • wenn man sich mit dem Rollstuhl auf dem Weg zum Arzt begibt und schnell erkennen muss, dass Barrierefreiheit noch Zukunftsmusik ist (Behrends, S. 17).
  • wenn man erfährt, das oft Angehörige in die Bresche springen, wenn das Gesundheitssystem notwendige Gesundheitsmaßnahmen für Menschen mit Behinderung nicht finanziert (Winkelmann, S. 14).

»Wer nicht abtreibt ist selber schuld« muss sich eine Familie anhören, als sie familienunterstützende Begleitung für ihr durch Trisomie 18 schwerstbehindertes Kind, die drei Geschwister und die Eltern beantragt. Die im vierten  Schwangerschaftsmonat empfohlene Abtreibung sei nicht vorgenommen worden, deshalb bestehe nun kein Anspruch auf Unterstützung (Geiger, S. 4).

Zum Glück gibt es neben diesen entwürdigenden Erfahrungen auch Erfahrungen der Mitmenschlichkeit bei der zuständige Personen interessiert sind an schnellen und vor allem die Personen stärkenden Lösungen (Geiger, S. 4).

Zum Glück gibt es auch Silberstreifen am Horizont:

  • SPZs in denen sich Ärzte und Pflegepersonal um individuelle Lösungen für erkrankte Menschen sorgen (Teichler, S. 25).
  • Krankenhäuser, deren Qualitätsvorstellungen nicht bei Menschen mit Behinderung enden (Letsch, S. 35).
  • Ärzte, die Träume haben (Straßburg, S. 37).
  • Erste Versuche in Richtung von MZEBs, damit auch Erwachsene mit Behinderung angemessene Versorgung erhalten (Schmidt-Ohlemann, S. 29; Seidel, S. 31; Martin, S. 21).

Gott sei Dank!

Martin Herrlich

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