BeB Aktuell Juni 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,

seit acht Jahren unterstützt die unabhängige Schlichtungsstelle nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) die Menschen dabei, Konflikte mit öffentlichen Stellen des Bundes außergerichtlich zu klären – meist zu Fragen der Barrierefreiheit oder bei Diskriminierungserfahrungen.

Der jüngst erschienene achte Jahresbericht der Schlichtungsstelle zeigt erneut eindrucksvoll, wie wichtig niedrigschwellige, außergerichtliche Angebote für Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung sind. Im Jahr 2024 gingen 330 Schlichtungsanträge ein – das sind rund 75 Prozent mehr als noch 2022. Die Fallzahlen nehmen damit seit Jahren spürbar zu. Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 hat die Schlichtungsstelle über 1.800 Verfahren initiiert.

Die behandelten Anliegen im Jahr 2024 bezogen sich erneut in erheblichem Maße auf das „Benachteiligungsverbot“ (43 %), die „Barrierefreie Informationstechnik“ (7 %), das „Recht auf Gebärdensprache und andere Kommunikationshilfen“ (2 %) sowie zunehmend auf das Thema „Assistenzhunde“ (28 %). Weitere Themen betrafen die „physische Barrierefreiheit“ (4 %) sowie die „Gestaltung von Bescheiden und Vordrucken/Verständlichkeit/Leichte Sprache“ (2 %).

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung nehmen, ihre Rechte zunehmend selbstbewusst wahrnehmen und nach wie vor auf strukturelle Barrieren stoßen. Umso bedeutsamer ist es, dass rund drei Viertel der bearbeiteten Verfahren zu einer einvernehmlichen Lösung führen. Die hohe Einigungsquote unterstreicht den praktischen Nutzen der Schlichtungsstelle, nicht nur für die betroffenen Menschen, sondern auch als Signal an Verwaltung und Politik.

Dem BeB ist es ein Anliegen, dass barrierefreie Kommunikation und der Einsatz von Kommunikationshilfen, etwa Gebärdensprache, zunehmend sichtbarer werden. Diese Themen stehen sinnbildlich für das, was eine inklusive Gesellschaft ausmacht: Teilhabe darf nicht am Zugang zu Informationen oder Räumen scheitern.

Der BeB unterstützt die Arbeit der Schlichtungsstelle mit großer Überzeugung. Wir setzen uns dafür ein, dass solche Strukturen weiterentwickelt und dauerhaft gesichert werden – im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention und auf Grundlage unseres christlichen Menschenbildes.

Der vollständige Jahresbericht 2024 steht auf der Webseite der Schlichtungsstelle zur Verfügung – auch in Leichter Sprache und in Deutscher Gebärdensprache.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Barbara Heuerding
Geschäftsführerin

Die Kerbe - Forum für soziale Psychiatrie

Aktuelle Ausgabe: Psychiatrie – politisch?!
Die neue Ausgabe der Kerbe widmet sich der politischen Dimension psychiatrischer Arbeit. Unter dem Titel „Psychiatrie – politisch?!“ wird die Frage gestellt, wie psychiatrische Hilfeleistungen gesellschaftlich eingebettet und politisch verhandelt werden. Beleuchtet werden unter anderem die Psychiatrie als Menschenrechtsprofession, ihre Rolle im Umgang mit Populismus und Extremismus sowie macht- und rassismuskritische Perspektiven in Therapie und Beratung. Weitere Beiträge widmen sich der politischen Teilhabe von Betroffenen, Empowerment-Prozessen und der Gestaltung gemeindepsychiatrischer Politik. Die Ausgabe lädt zu einer kritischen Reflexion über die gesellschaftliche Verantwortung psychiatrischer Praxis ein.

Orientierung – Fachzeitschrift für die Teilhabe

Aktuelle Ausgabe: Lebensfreude
Die aktuelle der Orientierung widmet sich dem Thema der Lebensfreude und fragt, was das Leben trotz Einschränkungen und Herausforderungen lebenswert macht.
Der Redaktionsleiter, Dr. Christian Geyer, versteht Lebensfreude nicht als bloßen Zeitvertreib, sondern als Ausdruck von Zuversicht und Widerstandskraft gegenüber einfachen, populistischen Botschaften. Beiträge wie das „Behinderungsparadox“ zeigen, wie Menschen mit Behinderung trotz widriger Umstände, anders als gesellschaftlich häufig angenommen, Lebensfreude erfahren und gestalten. Ein weiteres Highlight ist der Bericht über eine Gruppe von Menschen mit Behinderung, die gemeinsam auf Kreuzfahrt geht. Die Ausgabe regt dazu an, das Leben mit neuer Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu betrachten und dem Schönen Raum zu geben – selbst im Gegenwind.

Aktuelles
Winfried Kretschmann übernimmt Schirmherrschaft für mitMenschPreis 2025
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Schirmherrschaft für den 8. mitMenschPreis übernommen. In seiner Erklärung betont er die Bedeutung konkreten Engagements für Inklusion und Teilhabe: „Der mitMenschPreis zeigt, wie aus Haltung Handeln wird.“ Besonders freue er sich, dass der Preis 2025 in Baden-Württemberg zu Gast ist. Die Übernahme der Schirmherrschaft versteht Kretschmann als Zeichen der Wertschätzung für die Menschen, die sich für ein respektvolles und inklusives Miteinander einsetzen.
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Kurzumfrage zur Wirtschaftslage in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft
Wie steht es aktuell um die wirtschaftliche Lage in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft? Eine laufende Kurzumfrage von Curacon bietet Organisationen aus sieben Teilbranchen (z.B. Altenhilfe, Eingliederungshilfe, Krankenhäuser, Werkstätten) die Möglichkeit, ihre Einschätzung abzugeben und im Gegenzug sofort einen Überblick über die bisherigen Ergebnisse zu erhalten. Die Teilnahme dauert nur wenige Minuten, ist anonym und liefert ein aktuelles Stimmungsbild inklusive Rückblick auf 2022–2024 und Prognose für 2025. Die Ergebnisse werden fortlaufend aktualisiert und stehen kostenfrei zur Verfügung.
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Veranstaltungen
Psychiatrie-Jahrestagung 2025: Wie wohnen? Selbstbestimmt mit Assistenz!? – Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Umsetzung des SGB IX
Am 18. und 19. September 2025 lädt der BeB gemeinsam mit der Diakonie Deutschland zur Psychiatrie-Jahrestagung nach Berlin in den Festsaal der Stadtmission ein. Fachvorträge, Praxisbeispiele und Arbeitsgruppen beleuchten, wie personenzentrierte Wohnformen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen gelingen können und bieten Raum für gegenseitigen Austausch. Ein Highlight ist die Vorstellung der „WieWohnen“-Studien eines deutsch-schweizerischen Forschungsverbundes, die zeigen, dass Assistenz beim Wohnen, egal in welcher Form, wirksam zur Teilhabe und Lebensqualität beiträgt.
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Fachtagung: Zugang zum Arbeitsmarkt durch inklusive Hochschulen
Am 11. September 2025 lädt die Universität Kassel gemeinsam mit der DVfR zur interdisziplinären Fachtagung „Zugang zum Arbeitsmarkt durch inklusive Hochschulen“ ein. Im Fokus stehen die Übergänge zwischen Schule, Studium und Arbeitswelt für Menschen mit Behinderungen – und die Frage, wie diese inklusiv gestaltet werden können. Diskutiert werden unter anderem rechtliche Instrumente, Unterstützungsangebote im Studium sowie die Rolle von Praxisphasen und dualen Studiengängen. Drei Diskussionsgruppen bieten Raum für vertieften Austausch zu konkreten Herausforderungen und Lösungsansätzen. Ziel ist es, strukturelle Barrieren abzubauen und mehr Teilhabe in Bildung und Beruf zu ermöglichen
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Service

Das Forum des Sozialen veröffentlicht praxisnahe Broschüre zur Teilhabe am Arbeitsmarkt
Der Deutsche Verein hat das Themenheft „Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderungen“ veröffentlicht. Die Broschüre bietet einen Überblick über rechtliche Grundlagen und deren Umsetzung in die Praxis. Vorgestellt werden unter anderem das Budget für Arbeit, Reformansätze für Werkstätten sowie innovative Projekte zum Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Fallbeispiele zeigen, wie berufliche Teilhabe für unterschiedliche Zielgruppen gelingen kann.
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Neuer BMAS-Ratgeber für Leichte Sprache
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat seinen Ratgeber Leichte Sprache umfassend überarbeitet. Die Neuauflage bietet praxisnahe Unterstützung für alle, die verständlich und barrierefrei schreiben möchten. Sei es in Behörden, Bildungseinrichtungen oder der Öffentlichkeitsarbeit. Enthalten sind Tipps zur Zusammenarbeit mit Prüfer*innen, Hinweise zum Sprechen in Leichter Sprache sowie Anregungen für den Einsatz in digitalen Medien und bei KI-gestützten Übersetzungen. Der Ratgeber erscheint in zwei Teilen und steht kostenfrei zum Download zur Verfügung.
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„Toiletten für alle“ jetzt in der tuluu-App verfügbar
Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung gibt es gute Nachrichten: Die Standorte der „Toiletten für alle“ sind ab sofort in der App tuluu abrufbar. Die Kooperation zwischen der Stiftung Leben pur und der Toiletten-App erleichtert Menschen mit komplexer Behinderung den Zugang zu geeigneten Sanitäreinrichtungen im öffentlichen Raum. Die Integration in die App stärkt die Sichtbarkeit des Bedarfs und fördert eine inklusivere Infrastruktur. Die App ist kostenlos für iOS und Android verfügbar.
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Berufseinstiegsbegleitung zeigt mittelfristig positive Wirkung
Eine neue Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Die Berufseinstiegsbegleitung (BerEB) kann mittelfristig die Chancen junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Ehemalige Teilnehmende sind häufiger erwerbstätig und erzielen höhere Einkommen als vergleichbare Jugendliche ohne BerEB-Erfahrung. Besonders profitieren junge Menschen, die länger im Programm bleiben. Trotz dieser positiven Effekte ist die Maßnahme derzeit nur noch in wenigen Bundesländern verfügbar, unter anderem augrund fehlender Kofinanzierung. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung verlässlicher Übergangsbegleitung für benachteiligte Jugendliche.
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Neue Broschüre: Menschen mit Behinderung als Fachkräfte gewinnen
Die Inklusionsinitiative NRW hat eine praxisnahe Broschüre veröffentlicht, die zeigt, wie Unternehmen erfolgreich Menschen mit Behinderung beschäftigen und langfristig binden können. Anhand konkreter Beispiele berichten Arbeitgeber, wie Inklusion im Betrieb mittels Unterstützung durch Förderinstrumente, Beratung und individuelle Lösungen gelingen kann. Die Broschüre richtet sich an Unternehmen, die neue Wege in der Fachkräftesicherung gehen wollen, und bietet einen kompakten Überblick über rechtliche, finanzielle und praktische Hilfen. Ziel ist es, Hemmnisse abzubauen und die Potenziale von Menschen mit Behinderung sichtbarer zu machen.
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TAPE-Projekt: Gute Praxis für inklusive Beschäftigung sichtbar machen
Das Projekt TAPE („Teilhabe durch Arbeit – Praxis entwickeln“) stellt auf seiner Website gelungene Beispiele für die Beschäftigung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen vor. Im Zentrum stehen Interviews mit Arbeitgebern, die zeigen, wie Inklusion im Arbeitsalltag gelingen kann. Ergänzt werden die Praxisbeispiele durch Erfahrungswissen der MutMacherMenschen, einem Sozialunternehmen mit Fokus auf Recovery und Teilhabe. Die Website bietet Inspiration, Orientierung und konkrete Impulse für Betriebe, die inklusive Wege gehen möchten
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Sexismus erkennen: in Gebärdensprache erklärt
Das Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ stellt zentrale Informationen nun auch in Deutscher Gebärdensprache (DGS) bereit. In vier Videos werden das Bündnis selbst, der Begriff Sexismus, Anlaufstellen für Betroffene sowie Hinweise zur Barrierefreiheit und Navigation auf der Website erklärt
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Redaktion: Sevinç Topal

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Der evangelische Fachverband für Teilhabe ist ein Fachverband der Diakonie. Auf der Grundlage seiner ethischen Haltung, seines christlichen Menschenbildes sowie der UN- Behindertenrechtskonvention setzt er sich für die Belange von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung und deren Angehörigen ein. Zwei gewählte Beiräte aus diesen Personengruppen begleiten den BeB im kritisch-konstruktiven Dialog. Als Interessenvertretung von über 600 evangelischen Einrichtungen, Diensten und Initiativen der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie arbeitet der BeB daran, die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern, die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen in ihrer Vielfalt zu fördern sowie umfassende Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung zu realisieren.

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