Chancen für die Behindertenhilfe

BeB diskutiert mit Parlamentariern die Zukunft der Eingliederungshilfe und zeigt Lösungsvorschläge auf

Berlin, 22.3.2007 - Unter dem Motto „Die Zukunft gestalten - Chancen nutzen" präsentierte der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) bei seinem 6. Parlamentarierabend am 21. März 2007 in Berlin vor Mitgliedern des Deutschen Bundestages und weiteren Gästen ein mögliches Zukunftsszenario für die Behindertenpolitik und die Sozialpsychiatrie. Wie Hans-Hermann Gerdes, stellvertretender Vorsitzender des BeB, in seiner Begrüßung klarstellte, drohen die Grundlagen trotz der positiven Ansätze eines SGB IX im Zuge der Föderalismusreform, der Kommunalisierung der Leistungsträgerlandschaft und der Sparzwänge der öffentlichen Hand strukturell nachhaltig ausgehöhlt zu werden.

BeB-Vorstandsmitglied Michael Conty erläuterte den Handlungsbedarf auf Seiten der Politik. Hintergrund ist ein deutliches Ansteigen der Zahl der Anspruchsberechtigten, da die Gruppe der Menschen mit Behinderung erstmals die volle demografische Breite erreicht. Nach Meinung des BeB müsse beispielsweise ein ICF-basiertes, eingliederungshilfebezogenes Instrumentarium zur Bedarfsfeststellung entwickelt werden. Ebenso seien für die Umsetzung des trägerübergreifenden Persönlichen Budgets Bildungsprogramme für Menschen mit geistiger Behinderung erforderlich. Bei der folgenden Diskussion über die konkreten Lösungsvorschläge des BeB unterstrich auch Karin Evers-Meyer als Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, es sei „eine Chance und nicht ein Problem, dass wir Menschen mit Behinderung haben, die älter werden“.

Auf die Notwendigkeit, Leistungen der Eingliederungshilfe von denen der sozialen Pflegeversicherung abzugrenzen, wies anschließend BeB-Vorstandsmitglied Dr. Alexander Vater hin. Angesichts der diffusen öffentlichen Debatte unterstützt der BeB die Forderung der Koalitionsvereinbarung nach einem Gesamtkonzept zur Betreuung und Versorgung alter Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf. Da diese allerdings gerade in Einrichtungen finanziell benachteiligt seien, müsse hier die Pflegeversicherung stärker an den Kosten beteiligt werden. Auch in Hinblick auf die eingesetzten Fachkräfte müsse das Ziel eine „teilhabeorientierte Pflege“ sein. „Wir müssen wissen, was wir tun, wenn wir pflegen“, mahnte auch Pfarrer Klaus-Dieter Kottnik, vormals 1. Vorsitzender des BeB und neuer Präsident des Diakonischen Werkes der EKD.

Auf dem Weg hin zu umfassender gesellschaftlicher Teilhabe sei die Umsetzung des Persönlichen Budgets ein wichtiger Schritt, zu dem der BeB durch die konkreten Erfahrungen aus dem Projekt PerLe unmittelbar beiträgt, so Erika Huxhold, Leiterin der Abteilung „Belange behinderter Menschen, Rehabilitation, Sozialhilfe“ im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) über den bundesweit einmaligen Modellversuch. Die im Laufe des Abends präsentierten Erfahrungen aus der Praxis zeigten, wie wichtig die Stärkung individueller Wahlmöglichkeiten und die entsprechende Unterstützung sei, betonte auch Markus Kurth, Behindertenpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: „Die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe allein unter dem Kostengesichtspunkt zu betrachten, greift zu kurz.“

Der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. ist ein Fachverband im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschland. Seine rund 600 Mitgliedseinrichtungen halten Angebote für mehr als 100 000 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen aller Altersstufen bereit. Damit deckt der BeB bundesweit annähernd 50 Prozent der Angebote der Behindertenhilfe sowie wesentliche Teile der Sozialpsychiatrie ab. Als Zusammenschluss von evangelischen Einrichtungen, Diensten und Initiativen fördert, unterstützt und begleitet der BeB Menschen mit Behinderungen oder psychischer Erkrankung und ihre Angehörigen.

Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB)

Pressesprecher: Dr. Thomas Schneider
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