Die Komplexleistung Frühförderung für behinderte Kinder muss endlich verwirklicht werden!

BeB weist bei Parlamentarierabend auf erhebliche Mängel hin

Berlin, 21.3.2011 – Auf erhebliche Mängel bei der Umsetzung der Komplexleistung Frühförderung für behinderte oder von Behinderung bedrohte Kinder hat der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) bei seinem diesjährigen Parlamentarierabend am 21. März 2011 in Berlin hingewiesen. Unter dem Motto „Je früher, desto besser!“ hatte der BeB zum 10. Mal zu seinem jährlichen persönlichen Austausch mit Vertretern der Bundespolitik eingeladen, darunter zahlreiche Mitglieder des Deutschen Bundestages, amtierende und ehemalige Staatssekretäre, Mitarbeitende aus Ministerien sowie weitere Gäste.

Zehn Jahre nach dem Inkrafttreten des SGB IX „Rehabilitation und Teilhabe“ und acht Jahre nach dem Inkrafttreten der Frühförderungsverordnung des Bundes wird der Wille des Gesetzgebers und der Bundesregierung von den Sozialleistungsträgern nach wie vor ignoriert. Den Leistungsberechtigten werden sozialstaatliche Leistungen verweigert. Von Zusammenarbeit und Kooperation der Sozialleistungsträger ist auch nach 10 Jahren kaum etwas zu spüren. Frühförderung wird immer noch nicht flächendeckend als interdisziplinäre Komplexleistung zur Teilhabe behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder umgesetzt. Trotz bestehender Gesetze und wider alle Vernunft wird dies in beschämender Weise zu Lasten von Kindern und Eltern – aber auch der Gesellschaft insgesamt – aktiv von den Sozialleistungsträgern verhindert.

Interdisziplinäre Frühförderung (IFF) fördert und begleitet Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder -risiken mit ihren Familien von der Geburt an bis zum Schuleintritt. Sie unterstützt die körperliche, geistige und seelische Entwicklung mit vielfältigen therapeutischen und pädagogischen Interventionen so, dass Entwicklungshemmnisse überwunden, drohende Behinderungen vermieden und bereits eingetretene Schädigungen in ihren Folgen wirksam und nachhaltig begrenzt bzw. kompensiert werden können. In keiner anderen Lebensphase ist rehabilitativer Einsatz so erfolgreich und die familiäre Unterstützung so groß. Unterlassene Hilfen im frühen Lebensalter beeinträchtigen ein Leben lang, lähmen Familien und fördern Behinderungen. Medizinische, psychologische, pädagogische und soziale Kompetenzen müssen deshalb in der Interdisziplinären Frühförderung gezielt gebündelt werden.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat im Jahr 2010 eine flächendeckende Erhebung bei allen Frühförderstellen mit blamablen Ergebnissen durchgeführt, der zufolge nicht einmal die Hälfte aller Frühförderstellen überhaupt Interdisziplinäre Frühförderung als Komplexleistung anbietet. Weil die bisherigen Interventionen erfolglos blieben, ist der Gesetzgeber zur Konkretisierung der Bestimmungen und zur wirksamen Durchsetzung seines Willens aufgefordert.

Der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) ist ein Fachverband im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seine rund 600 Mitgliedseinrichtungen halten Angebote für mehr als 100.000 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung aller Altersstufen bereit. Damit deckt der BeB wesentliche Teile der Angebote der Behindertenhilfe sowie der Sozialpsychiatrie in Deutschland ab. Als Zusammenschluss von evangelischen Einrichtungen, Diensten und Initiativen fördert, unterstützt und begleitet der BeB Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung und deren Angehörige.

Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB)
Pressesprecher: Dr. Thomas Schneider
Tel./Fax: 030/83001-274/-275, Mobil: 0160/ 90 24 26 75
E-Mail: schneider@beb-ev.de, www.beb-ev.de

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