am 30.11.2009, Haus der Kirche, Kassel
Fachtag der Trägerfachverbände im Diakonischen Werk der EKD für Vorstände, Geschäftsführungen und Leitende Mitarbeitende diakonischer Einrichtungen
Diakonie hat den Menschen im Blick
Gemeinsamer Fachtag der Trägerfachverbände im Diakonischen Werk der EKD
Diakonische Einrichtungen wollen sich noch entschlossener an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Die Sozialgesetzbücher sind zwar nach isolierten „Hilfefeldern“ gegliedert; eine ganzheitliche Unterstützung soll aber die Perspektive diakonischer Angebote verstärkt bestimmen, erläuterte Karin Wandt, Geschäftsführerin des Pommerschen Diakonievereins, auf dem Fachtag „Den Menschen im Blick – Angebotsorientierte Diakonie“ am 30. November 2009 in Kassel. 120 diakonische Führungskräfte diskutierten über die Möglichkeiten hilfefeldübergreifender Bedarfsorientierung. Gemeinsam eingeladen hatten die Trägerfachverbände im Diakonischen Werk der EKD.
Prof. Dr. Norbert Wohlfahrt von der Evangelischen Fachhochschule Bochum stellte einen Modernisierungsprozess der Freien Wohlfahrtspflege fest, der auch eine strategische Neuausrichtung aller verbandlichen Strukturen erfordere. Zwar sei das Wettbewerbsprinzip im Sozialen Sektor längst fest verankert, es provoziere aber über den Kostendruck eine „Gleichmacherei“ der unterschiedlichen Anbieter. Erforderlich sei für diakonische Einrichtungen deswegen eine konsequente Betonung der Alleinstellungsmerkmale, vor allem ihr christliches Profil.
Andrea Trenner, Ordensoberin der Johanniter-Schwesternschaft, plädierte am Beispiel der Erfahrungen in Krankenhäusern dafür, gemeinsam mit den Fachkräften mehr innovative Konzepte interprofessioneller Zusammenarbeit zu entwickeln und umzusetzen. Michael Conty, Geschäftsführer der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, skizzierte die Zukunft der Behindertenhilfe: Sie werde künftig durch mehr ambulante Angebote geleistet; neue Wohnformen würden einen Teil der heutigen stationären Hilfeangebote ersetzen.
Joachim von der Osten, Vorstand des Diakonischen Werks Oldenburg, betonte die Bedeutung von Personalentwicklungsprozessen in der Sozialwirtschaft: Gerade wegen des demografischen Wandels und einer sinkenden Zahl junger Menschen sei es wichtig, attraktive berufliche Perspektiven zu bieten. Junge Mitarbeitende könnten künftig besser gewonnen werden, wenn die Berufsbilder offener für die persönliche Lebens- und Arbeitsgestaltung würden. Gerade soziale Berufe seien als „eine Arbeit mit Menschen“ auch weiterhin gefragt.
In sechs Workshops diskutierten die Teilnehmer anschließend mit Fachleuten aus der Praxis über Einzelaspekte wie Qualitätsdifferenzierung, Einbeziehung von Mitarbeitenden und Personalentwicklung sowie innovative Hilfeangebote.
In seinem abschließenden Vortrag folgerte Prof. Dr. Bernd Halfar von der Katholischen Universität Eichstätt, dass in der Nachfrageorientierung auch Chancen für neue Dienstleistungen lägen. Es komme vor allem darauf an, neue Hilfebedarfe zu erkennen und entsprechende Angebote zunächst nicht von staatlicher Finanzierung abhängig zu machen, sondern auch experimentierfreudig zu sein.
Veranstalter des Fachtags waren der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB), der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV), der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP), der Evangelische Fachverband für Arbeit und soziale Integration (EFAS), der Evangelische Erziehungsverband (EREV), der Evangelische Fachverband für Frauengesundheit (EVA), der Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe (GVS) und der Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD). Der Fachtag ist dokumentiert auf den Webseiten des BeB.
Programm
Moderation: Pfarrer Dr. Werner M. Ruschke (Vorstandsvorsitzender Ev. Perthes-Werk)
Begrüßung
Karin Wandt (GF Pommerscher Diakonieverein)
Sozialstaatliche Entwicklungen und die Modernisierung der Freien Wohlfahrtspflege in einem wettbewerblichen Sozialsystem mit anschließender Aussprache
Prof. Dr. Norbert Wohlfahrt (Ev. Fachhochschule RWL Bochum)
Neuordnung von Aufgaben in evangelischen Krankenhäusern
Ordensoberin Andrea Trenner (Johanniter-Schwesternschaft)
Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie 2020 mit anschließender Aussprache
Michael Conty (GF Bethel)
Personalentwicklung als Handlungsfeld – Personalentwicklungsprozess im Gesundheitswesen / der Sozialwirtschaft
Joachim von der Osten (Vorstand DW Oldenburg)
Workshops
1. Qualitätsdifferenzierung im Wettbewerb
Impulsgeber: Prof. Dr. Fokko ter Haseborg, Vorstandsvorsitzender Albertinen-Diakoniewerk
Moderator: Norbert Groß, DEKV
2. Qualitätsmanagement und Personalentwicklung
Impulsgeber: Frank Gottwald, Bereichsleitung Diakonie Michaelshoven
Moderatorin: Dorothea Stöcker, EVA
3. Coaching als individuelles Changemanagement in der Jugendhilfe
Impulsgeber: Bertram Kasper, GF St. Elisabeth innovative Sozialarbeit
Moderator: Dr. Björn Hagen, EREV
4. Personalentwicklung als Handlungsfeld, Personalentwicklungsprozess in der Altenhilfe
Impulsgeber: Dr. Eberhard Goll, Vorstand Samariterstiftung
Moderatorin: Imme Lanz, DEVAP
5. Einbeziehung von Mitarbeitenden in diakonische Veränderungsprozesse
Impulsgeber: Thomas Dörr, GF Diakonisches Werk Wittgenstein; Alexander Cito Aufenacker, Geschäftsleitung Adveris
Moderator: Thomas Sopp, Vorstand Ev. Johanneswerk
6. Personalentwicklung als Teil der Organisationsentwicklung in der Diakonie
Impulsgeber: Sieghard Schilling, GF Diakoniewerk Duisburg
Moderator: Knut Kiepe, GVS
Perspektiven der Finanzierung sozialer Einrichtungen
Prof. Dr. Bernd Halfar (Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt)